Klimaschutz hat seinen Preis
26/2025
VNW-Direktor Andreas Breitner:
1. Soziale Vermieter sorgen sich, dass Mieterinnen und Mieter mit wenig Einkommen finanziell an ihre Grenze stoßen.
2. Ein Vorziehen von Klimaneutralität würde die Kosten der Energiewende noch deutlicher erhöhen. Das ist unbezahlbar.
3. Das Klimageld muss kommen und regelmäßig an die steigenden Kosten der Energiewende angepasst werden.
4. Wir brauchen eine Informationsoffensive für das Wohngeld. Beantragung und Auszahlung müssen einfacher werden.
Die Hamburger Energiewerke werden spätestens im kommenden Jahr die Preise für Fernwärme massiv erhöhen. Wie das Unternehmen am Donnerstag erklärte, müssen Kunden einer 70-Quadrameter-Wohnung mit einem Verbrauch von 7500 kWh dann im Jahr mindestens rund 300 Euro mehr bezahlen. Das ist eine Steigerung um rund 30 Prozent.
Dazu erklärt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW):
„Der Klimaschutz hat seinen Preis. Die heutige Ankündigung der Hamburger Energiewerke macht deutlich, dass die Energiewende und die damit verbundene Dekarbonisierung der Heizungswärme sehr teuer für die Menschen werden.
Vor allem Mieterinnen und Mieter, die es nicht so dicke haben, werden an ihre finanziellen Grenzen stoßen. Rund 300 Euro mehr im Jahr für die Heizung einer Wohnung – das ist schon heftig und eine große Belastung für den sozialen Frieden in unserer Stadt.
Energiewende muss bezahlbar sein
Die sozialen Vermieter stellen den Klimaschutz und die Energiewende nicht grundsätzlich in Frage. Fernwärme, die ohne den Ausstoß klimaschädlicher Emissionen produziert wird, ist ein wesentlicher Bestandteil der Dekarbonisierung unserer Gesellschaft. Allerdings muss Fernwärme bezahlbar bleiben. Sonst ist das bezahlbare Wohnen in Hamburg künftig nicht mehr möglich.
VNW-Unternehmen haben im vergangenen Jahr rund 850 Millionen Euro für die Sanierung und Modernisierung ihrer Gebäude ausgegeben – und damit den Energieverbrauch der Wohnungen gesenkt. Die sogenannten Sanierungstiefe der sozialen Vermieter liegt bei rund zwei Prozent– und damit etwa doppelt so hoch wie in der gesamten Wohnungswirtschaft.
Die Ankündigung der Hamburger Energiewerke zeigt nun: Selbst die hohen Investitionen der am Gemeinwohl orientierten Wohnungsunternehmen reichen nicht, die immensen Kosten der Energiewende ‚aufzufangen‘, wenn alle Wohngebäude Hamburgs bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden sollen.
Wer jetzt fordert, das Erreichen von Klimaneutralität um fünf Jahre auf 2040 vorzuziehen, der muss den Menschen ehrlicherweise sagen, dass ihre Heizkosten noch mehr steigen werden. Denn eines ist klar: Die Hamburger Energiewerke werden dann ihre Fernwärmepreise noch deutlicher als angekündigt erhöhen müssen.
Das Klimageld muss kommen
Damit Haushalte mit niedrigem Einkommen auch künftig ihre Wohnung heizen können, muss jetzt endlich das bereits in der vergangenen Legislaturperiode versprochene Klimageld kommen. Einer Berechnung des Umweltinstituts München zufolge könnten jährlich pro Person rund 300 Euro ausgezahlt werden. Das wäre ein wichtiger Schritt, den Anstieg der Fernwärmepreise zu schultern.
Mit dem Klimageld, das Jahr für Jahr angepasst wird, bekämen die Bürgerinnen und Bürger Einnahmen aus der CO₂-Bepreisung zurückerstattet. Damit würde Klimaschutz sozial gerecht gestaltet. Zugleich würden Anreize für klimafreundliches Verhalten geschaffen werden.
Die Zahlung von Wohngeld vereinfachen
Zudem muss die Zahlung von Wohngeld einfacher und das Wohngeld regelmäßig erhöht werden. Bislang müssen Berechtigte diese staatliche Leistung jedes Jahr neu beantragen. Allerdings wissen viele Menschen nichts von ihrem Anspruch. Deshalb brauchen wir eine Informationsoffensive.
Noch besser wäre es, bereits bei der Prüfung der Steuererklärung festzustellen, ob jemand einen Anspruch auf Wohngeld hat oder nicht. Anschließend könnte dem Berechtigten das Wohngeld automatisch überwiesen werden. Damit würde vermieden, dass die Menschen erst umständlich einen Antrag stellen müssen.
Transparenz bei der Fernwärme unverzichtbar
Zu guter Letzt fordern die sozialen Vermieter Transparenz bei der Fernwärme. Die Mieterinnen und Mieter werden höhere Preise nur akzeptieren, wenn sie die Gründe dafür nachvollziehen können. Bislang können selbst Experten nur schwer erklären, aus welchen Komponenten sich der Fernwärmepreis zusammensetzt.
Die Verfügbarkeit bezahlbarer, erneuerbarer Fernwärme muss ferner als Aufgabe der Daseinsvorsorge organisiert werden - am besten wie in Dänemark. Dort sind Energieversorger als am Gemeinwohl orientierte Unternehmen aufgestellt, denen untersagt ist, ‚sachfremde‘ Aufgaben querzusubventionieren.“
10/04/2025
Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 457 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 775.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,59 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.
V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de