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Mondpreise bei der Fernwärme

Summary: Die sozialen Vermieter in Mecklenburg-Vorpommern kritisieren die hohen Preise und mangelnde Transparenz bei der Fernwärmeversorgung. Stadtwerke und Kommunen würden eine Monopolstruktur aufbauen, die zu steigenden Kosten für Mieter führe. In Rostock werde beispielsweise ein Preisanstieg von 56 bis 86 Prozent bis 2025 erwartet. Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), warnt vor der totalen Abhängigkeit von Fernwärmelieferanten, insbesondere bei Anschlusszwang. Er kritisiert zudem die fehlende Nachvollziehbarkeit der Preisermittlung und die Erhöhung der Grundpreise, die Einsparungsbemühungen der Mieter zunichte machen. Der VNW-Direktor fordert bei der Energiewende mehr Pragmatismus und die Berücksichtigung lokaler Umsetzungsmöglichkeiten.

102/2024

Rostock. Die sozialen Vermieter Mecklenburg-Vorpommerns haben den Kommunen und Stadtwerken bei der Fernwärme Intransparenz und Mondpreise vorgeworfen.

„Die Stadtwerke, die häufig im Besitz der Kommunen sind, nutzen im Rahmen der Energiewende den Ausbau der Fernwärme, um die Preise für Heizenergie in die Höhe zu treiben“, sagt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW).

Schon jetzt sei der CO2-Preis-Anteil bei der Fernwärme höher als bei Gas. „Wir beobachten, dass die Stadtwerke im Verbund mit den Kommunen eine Monopolstruktur schaffen wollen. Dieser Versuch, kombiniert mit einem Anschlusszwang, bedeutet die totale Abhängigkeit der Mieter und Vermieter von den Fernwärmelieferanten.“

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Sechs von neun Rostocker Wohnungsunternehmen – Neue Rostocker Wohnungsgenossenschaft eG, WG Rostock-Süd eG, BG Neptun e.G., WG Marienehe eG, WG Schiffahrt-Hafen eG, WIRO Wohnen in Rostock Wohnungsgesellschaft mbH - haben Daten zusammengetragen, um die Preisentwicklung bei der Fernwärme zu verdeutlichen. Die Unternehmen vermieten in Rostock insgesamt rund 55.000 Wohnungen.

Der Aufstellung zufolge sehen Preiserhöhungspläne der Stadtwerke Rostock vor, dass die Kosten für Fernwärme im kommenden Jahr im Vergleich zum Jahr 2022 zwischen 56 und 86 Prozent steigen werden. Im Jahr 2026 wird der Preisanstieg im Vergleich zu 2022 zwischen 45 und 63 Prozent liegen.

Konkret bedeutet das, dass beispielsweise bei einer Beispielwohnung mit 70 Quadratmetern Wohnfläche im kommenden Jahr die Erhöhung der monatlichen Kosten für die Fernwärme bei 1,26 Euro pro Quadratmeter liegen wird. Die Mieter müssen also 2025 für die Fernwärme 1057 Euro bezahlen. Das ist ein Plus von 434 Euro gegenüber 2022.

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Fernwärmeanbieter machen sich einen schlanken Fuß

„Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Kosten für den Umbau der Fernwärme zur Klimaneutralität vor allem von den Mieterinnen und Mieter getragen werden sollen“, sagte VNW-Direktor Andreas Breitner. „Die Fernwärmeanbieter machen sich einen schlanken Fuß.“

Bei Strom und Gas herrsche hingegen Wettbewerb. Das habe zuletzt zu sinkenden Preisen geführt. Bei der Fernwärme seien die Wohnungsunternehmen und damit die Mieterinnen und Mieter von dem jeweiligen Energieunternehmen und dessen Preisgestaltung abhängig. „Besonders dramatisch ist die Lage, wenn die Kommunen einen Anschlusszwang festlegen. Dann sind die Mieter dem Energielieferanten ausgeliefert.“

Die Preisgestaltung vieler Fernwärmelieferanten ist intransparent

In diesem Zusammenhang wirft Andreas Breitner den Lieferanten von Fernwärme Intransparenz vor. „Viele Stadtwerke weigern sich, darzulegen, wie ihre Preise zustande kommen. Es ist daher unmöglich, deren Ermittlung nachzuvollziehen. Nur eines ist sicher: die Preise für Fernwärme steigen unaufhörlich.“

Abgesehen von hohen Preisen und Intransparenz seien Monopole nie gut für Innovationen, so Andreas Breitner weiter. „Energiewende und Klimaschutz werden aber nur gelingen, wenn alle technische Möglichkeiten, emissionsfrei Energie zu erzeugen, genutzt werden. Eine Form der Energieerzeugung - wie beispielsweise Fernwärme - vorzuschreiben, führt am Ende zu hohen Preisen und zu Widerstand bei den Menschen.“

Fernwärme wird gepuscht – koste es die Mieter, was es wolle

Die sozialen Vermieter unterstützen die Politik in dem Ziel, Strom und Heizenergie von 2045 an emissionsfrei zu erzeugen, sagt der VNW-Direktor. „Mit CO2-neutral erzeugter Heizwärme haben Mieter und Vermieter kein Problem. Ich frage nur: Zu welchen Kosten soll diese Fernwärme hergestellt werden? Derzeit habe ich den Eindruck, dass Fernwärme und deren kostenintensive Umstellung auf eine emissionsfreie Erzeugung massiv gepusht wird - koste es die Mieterinnen und Mieter, was es wolle.“

Ein weiteres Problem besteht in der Erhöhung des Grundpreises, um so von Verbrauchsschwankungen unabhängiger zu werden. Was aus Sicht von Stadtwerken sinnvoll erscheinen mag, bedeutet, dass die Wirkung von Einsparungen durch die Mieter bei den Wärmekosten immer geringer wird. Das, was die Stadtwerke durch energiesparendes Heizen der Mieterinnen und Mieter ‚verlieren‘, holen sie sich über den vom Verbrauch unabhängigen Grundpreis zurück.

Oftmals fehlen planerische und ingenieurtechnische Kapazitäten

Die am Gemeinwohl orientierten Vermieter verweisen beispielhaft auf die Situation in Rostock. In der Hansestadt diskutiere die Politik Pläne, die gar nicht umsetzbar seien, sagt Andreas Breitner. „Für einen rasanten Ausbau der Fernwärme und deren Dekarbonisierung fehlen sowohl die planerischen als auch die ingenieurtechnischen Kapazitäten.“

Derzeit liege der Anteil fossiler Brennstoffe bei der Rostocker Fernwärme bei mehr als 80 Prozent. Das führe zu einer hohen CO2-Abgabe der Mieter und der Wohnungsunternehmen. „Das Problem: Mieter und Vermieter haben keine Möglichkeit, den Anteil fossiler Brennstoffe bei der von den Stadtwerken gelieferten Fernwärme zu reduzieren.“

Wunschdenken ist fehl am Platz

Bei der Reduzierung der klimaschädlichen Emissionen sind Mieter und Wohnungsunternehmen davon abhängig, ob und wie sehr sich die Stadtwerke Rostock anstrengen.

Eine sichere Strom-, Gas- und Wärmeversorgung sei eine zentrale Voraussetzung für den Wohlstand unseres Landes, so Andreas Breitner. „Wunschdenken ist hier fehl am Platz. Notwendig ist es, stets die Umsetzungsmöglichkeiten vor Ort zu berücksichtigen. Pragmatismus und Eigenverantwortung sind die Schlüssel, um zu vertretbaren Kosten klimaschädliche Emissionen zu reduzieren.“

12/11/2024

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 445 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 775.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,59 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de